Lehrveranstaltungen vergangener Semester:
Universität Augsburg (Lehrstuhl für Europäische Kulturgeschichte)

Proseminar: Denkformen im Europäischen Mittelalter (WS 2009/10)

Dieses Seminar will eine Einführung in mittelalterliche Denkformen und Geschichtskonzepte geben, die im mittelalterlichen Europa verbreitet waren. Folgende Aspekte stehen dabei im Mittelpunkt: die Mikrokosmos-Makrokosmos-Lehre, das Analogiedenken, Allegorie und Allegorese, Typologie, das Exempel und die Fabel, das heilsgeschichtliche Geschichtskonzept sowie Begriff und Konzept der Fortuna und der Aventiure.

Wer mittelalterliche Texte liest oder Bilder aus dieser Epoche betrachtet, stößt immer wieder auf Phänomene, die fremd erscheinen. Denkformen, die damals Gültigkeit hatten, sind heute nicht mehr unmittelbar verständlich und Kategorien, an denen wir uns heute orientieren, hatten damals keine Geltung.

Im Mittelalter und auch noch in der frühen Neuzeit, spielte z.B. das Analogiedenken eine große Rolle, ein Denken und Verstehen, das die Welt und ihre Phänomene nicht durch kausale Verknüpfungen und logische Ordnung erklärt, sondern anhand von Ähnlichkeiten wahrzunehmen versucht. Struktur, Form, Muster und Schema spielen dabei eine zentrale Rolle. Nicht nur dem mittelalterlichen Welt- und Naturverständnis und der mittelalterlichen Symbolik liegt dieses Denken zugrunde, auch Allegorie und Typologie stellen verschiedene Ausprägungen des Denkens dar.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass stets nach einer Lehre gesucht wurde. Ähnlich den typologischen Beziehungen zwischen Neuem und Altem Testament werden moralische Zusammenhänge konstruiert; für jedes Ereignis gibt es immer den Spiegel eines ähnlichen Falles aus der Hl. Schrift, dem Mythos, der Geschichte, oder der Literatur. Es herrscht das Bedürfnis, jeden historischen oder literarischen Fall zu einem moralischen Exempel, jeden Ausspruch und jede Meinung zu einer Sentenz oder einem Sprichwort zu verdichten.

Für das Verständnis der verschiedenen Denkformen ist die Kenntnis mittelalterlicher Geschichtskonzepte unerlässlich. Offensichtlich wird dies bei der Typologie, die eine Denkform der Geschichtsbetrachtung darstellt. Im Seminar werden daher nicht nur grundlegende Entwicklungslinien des christlichen Zeit- und Geschichtsverständnisses besprochen, sondern auch Begriff und Konzept der Fortuna. Durch Jahrhunderte herrschte Unsicherheit über die Stellung Fortunas in dem von Gott geordneten Universum und im Konflikt zwischen göttlicher Vorsehung und Willensfreiheit. In Verbindung damit steht auch das Konzept der Aventiure, das nicht zuletzt in den Artusromanen eine eminent wichtige Rolle spielt. Definiert wurde die Kategorie »Abenteuer« erstmals von Chrétien de Troyes um 1130. Im Begriff der »Aventiure« denkt der handelnde Mensch des 12. bis 13. Jahrhunderts seine Existenz zum ersten Mal grundsätzlich vom Wagnis und Lebensexperiment aus. Das Vertraute wird preisgegeben, Zufall und Risiko werden angenommen, in das Ungewisse und Fremde wird vorgedrungen. Von allen Denkformen hat das Abenteuerdenken am entscheidendsten dazu beigetragen, die Welt in die Moderne zu verwandeln.

Literatur: A. J. Gurjewitsch: Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen (1972), München 1980; F. Ohly: Typologie als Denkform der Geschichtsbetrachtung, in: Natur, Religion, Sprache, Universität. Universitätsvorträge 1982/83, Münster 1983, S. 68–102; Geistliche Denkformen in der Literatur des Mittelalters, hg. v. K. Grubmüller u.a., München 1985; W. Haug: Die Zwerge auf den Schultern der Riesen. Epochales und typologisches Geschichtsdenken und das Problem der Interferenzen, in: Epochenschwelle und Epochenbewusstsein, München 1987; E. Meyer-Landrut: Fortuna. Die Göttin des Glücks im Wandel der Zeiten, München 1997; M. Nerlich: Abenteuer oder das verlorene Selbstverständnis der Moderne, München 1997; Homo medietas: Aufsätze zu Religiosität, Literatur und Denkformen des Menschen vom Mittelalter bis in die Neuzeit, FS A. M. Haas. Bern u.a. 1999, S. 43– K. Gloy: Das Analogiedenken. Vorstöße in ein neues Gebiet der Rationalitätstheorie, Frankfurt a.M. 2000; U. Friedrich/B. Quast (Hrsg.): Präsenz des Mythos. Konfigurationen einer Denkform in Mittelalter und Früher Neuzeit. Berlin u.a. 2004.


Begleitseminar: Einführung in die Kulturgeschichte und Kulturtheorie (WS 2009/10)

Das Begleitseminar dient der historischen und theoretischen Vertiefung der in der gleichnamigem Vorlesung behandelten Fragestellungen und kann deshalb nur von Studierenden besucht werden, die auch an der Vorlesung teilnehmen. Im Zentrum steht die gemeinsame Lektüre und Diskussion zentraler in der Vorlesung behandelter Texte. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in Absprache mit den Teilnehmern thematische Aspekte, welche in der Vorlesung nicht zur Sprache kommen können, zur Diskussion zu stellen.

Das Seminar beschäftigt sich mit theoretischen und methodischen Problemen der Kulturgeschichte. Zunächst geht es um die Klärung des Begriffes ›Kultur‹. Im Laufe der Geschichte hat dieser vielfältige Wandlungen, unterschiedliche Akzentsetzungen und Bedeutungsverschiebungen erfahren. Im Anschluß werden wichtige Positionen im Bereich der Kulturgeschichte und Kulturtheorie vorgestellt – sowohl in historischer als auch systematischer Perspektive. Hierbei wird sich das Seminar vornehmlich auf vier Blöcke konzentrieren: Begriffe, Theorien, Methoden und Themen der Europäischen Kulturgeschichte. Zu den Themenfeldern der Kulturgeschichte zählen u. a. Wahrnehmung und Gedächtnis, Weltbilder und Weltdeutung, Kommunikation und Medien, Wissen und Wissenschaft, Identität und Alterität, Staat und Nation, Körper und Geschlecht, sowie Natur und Umwelt. Eine Reihe bedeutender kulturtheoretischer Beiträge wird präsentiert und diskutiert. Dabei werden sowohl ›ältere‹ kulturanthropologische Positionen (Vico, Adelung, Herder) als auch ›neuere‹ (Max Weber, Cassirer, Malinowski, Geertz) Vertreter vorgestellt.

Daran anschließend werden Möglichkeiten und Grenzen einer »Europäischen Kulturgeschichte« diskutiert. Berücksichtigt wird dabei die kulturhistorische Tradition, wie sie sich im 19. Jahrhundert herausbildet (Burckhardt, Lamprecht), als auch die ›neue Kulturgeschichte‹ und deren Verbindungen zu Diskussionen innerhalb des französischen (›histoire des mentalités‹) und angelsächsischen (›cultural studies‹) Forschungsdiskurses.


Proseminar: Europa – Land des Heiligen Gral? Zur Rezeption eines mittelalterlichen Mythos (SS 2010)

Das Motiv des Heiligen Gral, der Glaube an einen geheimnisvollen sakralen Gegenstand, in dem spezifische heilige Mysterien symbolisiert sind, taucht als allgemeines Faszinosum erstmals zu Ende des 12. Jahrhunderts in einer Reihe von Dichtungen verschiedener Volkssprachen des Mittelalters auf.

Die Suche nach dem Gral, die in engem Bezug zur Artusthematik steht, entwickelt sich zu einem Mythos der europäischen Literatur, der bis heute innerhalb und außerhalb Europas wieder großes Interesse erweckt.

Da Herkunft und Bedeutung des Wortes Gral bis heute nicht genau geklärt sind, ließ und lässt dies viel Spielraum für Spekulationen und Deutungen hinsichtlich seiner Gestalt: In Wolfram von Eschenbachs Parzival ist der Gral ein Stein von herausragender sakraler Bedeutung und von medizinischer und magischer Wirkung; in anderen Zeugnissen wurde und wird der Gral selbst aber auch als Abendmahlsschale, als Blut Christi, oder als Blutlinie des Erlösers definiert.

Grals- und Parzivalmotive erscheinen seit dem 12. Jahrhundert in der europäischen Literatur und Kunst in vielerlei Variationen. Nach zunehmender Zahl der Gralsdichtungen im Mittelalter ebbte der inflationäre Gebrauch des Stoffes ab dem 15. Jahrhundert ab, bis der Schweizer Gelehrte Bodmer 1753 seinen Parzival publizierte. Im 19. Jahrhundert folgte Wagner mit seiner Oper Parsifal, auf die sich unter anderem auch Hitler bei seiner Suche nach dem Gral und der Bundeslade stützte.

Der Gral, ein Erbstück des mittelalterlichen Europa, übt heute wieder hohe Anziehungskraft aus. Die Rezeption der Gralsthematik in Buch und Film nicht nur in Europa, sondern auch außerhalb Europas ist beachtlich. Besonders deutlich wird dies an Literatur, die regelmäßig neue spektakuläre Thesen zum Gral aufgreift; bekanntestes Beispiel ist Dan Browns Thriller The Da Vinci Code / Sakrileg, der 2003 in englischer und ein Jahr darauf in deutscher Sprache erschien. Die Verkaufszahlen sind beeindruckend: die Auflage im deutschsprachigen Raum beträgt knapp 5 Millionen; weltweit wurden 81 Millionen Bücher in 51 Sprachen verkauft.

Inwiefern ist die Gralsgeschichte ein bestimmendes Element europäischer Kultur? Aus welchen Traditionselementen und in welchem Kontext entsteht die Gralsgeschichte im Mittelalter? Wie entfaltet sie sich in europäischer Perspektive? Warum werden zu bestimmten Zeiten bestimmte Elemente und Erzählstränge relevant und aktualisiert? Wieso kann die Gralsgeschichte im Zeitalter globaler Verflechtungen eine neue bzw. solche Wirkmächtigkeit erzielen?

Literatur: Wolfram von Eschenbach: Parzival; J.J. Bodmer: Der Parcival. Ein Gedicht in Wolframs von Echilbach Denckart, Zürich 1953; Richard Wagner: Parsifal. Texte, Materialien, Kommentare. Hrsg. von Attila Csampai und Dietmar Holland. Reinbek bei Hamburg 1984; Dan Brown: The Da Vinci Code; Dan Brown: The Da Vinci Code-Sakrileg, München 2004. Wolfgang Golther: Parzival und der Gral in der Dichtung des Mittelalters und der Neuzeit. Stuttgart 1925; Emma Jung / Marie-Louise von Franz: Die Gralslegende in psychologischer Sicht, Olten / Freiburg/Br. 1983; Ulrich Müller: Zur Rezeption einzelner Stoffkreise. Der Artus- und Grals Mythos, in: V. Mertens und U. Müller (Hrsg.): Epische Stoffe des Mittelalters, Stuttgart 1984; Volker Mertens: Der Gral. Mythos und Literatur. Stuttgart 2003 (RUB, Bd. 18261); John Matthews: Der Gral. Die Wahrheit hinter den Mythen, München 2006.


Proseminar: Einführung in das Analogiedenken in Mittelalter und früher Neuzeit (WS 2010/11)

Das Analogiedenken ist für die abendländische Geistesgeschichte von überragender Bedeutung. Insbesondere im Mittelalter und in der frühen Neuzeit spielte es eine große Rolle; das Streben nach Erkenntnis mit Hilfe von Analogien war eines der damaligen philosophischen Hauptprinzipien. Man versteht darunter ein Denken und Verstehen, das die Welt und ihre Phänomene nicht durch kausale Verknüpfungen, sondern anhand von Ähnlichkeiten wahrzunehmen versucht. Nicht nur dem mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Welt- und Naturverständnis mit dem Paradigma der Mikrokosmos-Makrokosmos-Vorstellung liegt dieses Denken zugrunde, auch die Symbolik fällt in diesen Rahmen. Einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis eines spezifisch Denkens in Analogien stellen auch Allegorie und Typologie in Theologie, Literatur und darstellender Kunst. Im Seminar erfolgt eine Einführung in diese wichtige Denkform. Ausgehend von den Ursprüngen werden ihre theologischen und philosophischen Grundlagen erarbeitet. Anhand zahlreicher Text- und Bildzeugnisse aus Mittelalter und früher Neuzeit wird dann die Relevanz des Analogiedenkens aufgezeigt, das heute wieder von hoher Aktualität ist.

H. Höffding: Der Begriff der Analogie. Sonderausgabe. Darmstadt 1967; U. Eco: Kunst und Schönheit im Mittelalter, München 1993; M. Behrens: Analogie und Mystik: ein philosophisch-theologisches Gespräch mit dem heiligen Johannes vom Kreuz. St. Ottilien: EOS-Verl., 2000; K. Gloy / M. Bachmann: Das Analogiedenken. Vorstöße in ein neues Gebiet der Rationalitätsheorie. Frankfurt 2000; K. Gloy: Vernunft und das Andere der Vernunft. Freiburg, München 2001. H.G. Coenen: Analogie und Metapher: Grundlegung einer Theorie der bildlichen Rede. Berlin; New York 2002; R. Mattig: Symbole verstehen lernen: die Bedeutung von Mythos und Analogiedenken für die Symbolerziehung, Berlin 2003.


Begleitseminar: Europa. Idee und Geschichte eines Kulturraums (WS 2010/11)

Das Begleitseminar zur gleichnamigen Vorlesung dient der historischen und theoretischen Vertiefung der in der Vorlesung behandelten Fragestellungen und kann deshalb nur von Studierenden besucht werden, die auch an der Vorlesung teilnehmen. Im Zentrum steht die gemeinsame Lektüre und Diskussion zentraler in der Vorlesung behandelter Texte. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in Absprache mit den Teilnehmern thematische Aspekte, welche in der Vorlesung nicht zur Sprache kommen können, zur Diskussion zu stellen.

Das Seminar stellt den Versuch dar, den Teilnehmerinnen »Europa« als kulturelle Einheit näher zu bringen. Es soll deutlich werden, dass ungeachtet der Europa kennzeichenden Heterogenität und historischen Variabilität Europa dennoch einen Zusammenhang bildet, der seine Ursache in der Geschichte und Kultur Europas hat.
Fragestellungen der Überblicksvorlesung werden hier vertieft, doch ist die Teilnahme am Seminar auch unabhängig von der Vorlesung möglich. Es bildet eine in sich geschlossene Einheit.
Im Zentrum steht die Lektüre und Diskussion von Texten, in denen zahlreiche verschiedene für Europa relevante und heute besonders aktuelle Aspekte und Fragestellungen abgehandelt werden.


Begleitseminar: Einführung in die Mediengeschichte und Medientheorie (SS 2011)

Das Begleitseminar dient der historischen und theoretischen Vertiefung der in der gleichnamigen Vorlesung behandelten Fragestellungen und kann deshalb nur von Studierenden besucht werden, die auch an der Vorlesung teilnehmen. Im Zentrum steht die gemeinsame Lektüre und Diskussion zentraler in der Vorlesung behandelter Texte. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in Absprache mit den Teilnehmern thematische Aspekte, welche in der Vorlesung nicht zur Sprache kommen können, zur Diskussion zu stellen.


Proseminar: Berufsfelder für Kulturhistoriker/innen: Museum, Fernsehen, Zeitschrift (SS 2011)

Die Bedeutung eines spezifischen Wissens über unterschiedliche Kulturen und das Beherrschen einer systematischen Herangehensweise an kulturbezogene Fragestellungen wird von immer mehr Arbeitgebern in Medien, Wirtschaft, Politik und Bildungssektor erkannt, insbesondere angesichts einer kulturell ausdifferenzierten Gesellschaft.

An Absolventen, die über spezielle Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügen, besteht steigender Bedarf und insbesondere dann, wenn zuverlässiges Wissen über fremde Kulturen, den Umgang mit Medien und die Generierung von Wissen allgemein gefragt ist. Dies macht Absolventen des Studiengangs Europäische Kulturwissenschaft potenziell zu gesuchten Experten, und zwar sowohl in akademischen als auch in praxisorientierten Berufsfeldern.

Dieses Seminar wird sich insbesondere mit dem Arbeitsbereich journalistischer Redaktionen (u.a. Kultur- und Wissenschaftsjournalismus in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet) beschäftigen sowie mit dem Berufsfeld Museum. Wir werden für den Kulturhistoriker relevante Zeitschriften analysieren und erarbeiten welchen Beitrag hier Kulturwissenschaftler leisten könnten. Wir werden überlegen, welche Konzepte und Ideen sich aus der Perspektive eines europäischen Kulturwissenschaftlers im Museumsbereich entwickeln und umsetzen lassen. Des weiteren werden wir uns mit den Konzepten und Programmen verschiedener Kultursender beschäftigen. Das Seminar soll nicht nur vermitteln, was einen in den verschiedenen Bereichen erwartet, sondern es hat auch die Funktion zu zeigen, welchen Beitrag hier speziell Kulturwissenschaftler leisten könnten.


Berufswerkstatt 1 und 2 für Kulturhistoriker einschließlich ganztägiger Exkursion (SS 2012)

Die Bedeutung eines spezifischen Wissens über unterschiedliche Kulturen und das Beherrschen einer systematischen Herangehensweise an kulturbezogene Fragestellungen wird von immer mehr Arbeitgebern in Medien, Wirtschaft, Politik und Bildungssektor erkannt, insbesondere angesichts einer kulturell ausdifferenzierten Gesellschaft. An Absolventen, die über spezielle Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügen, besteht steigender Bedarf, insbesondere dann, wenn zuverlässiges Wissen über fremde Kulturen, den Umgang mit Medien und die Generierung von Wissen gefragt ist. Dies macht Absolventen des Studiengangs Europäische Kulturwissenschaft potenziell zu gesuchten Experten, und zwar sowohl in akademischen als auch in praxisorientierten Berufsfeldern.

Wir werden uns mit dem Arbeitsbereich journalistischer Redaktionen (Kultur- und Wissenschaftsjournalismus in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet),dem Berufsfeld Museum, mit Kulturinstituten und Kulturstiftungen, Kulturmarketing und Kulturmanagement sowie mit möglichen Tätigkeiten im Wirtschaftsbereich und in Agenturen beschäftigen. Die Schwerpunkte des Seminars werden dabei entsprechend den spezifischen Interessen der jeweiligen Teilnehmer gesetzt. Diese sollen nicht nur Einblick in verschiedene Berufsfelder erhalten, sondern sich auch mit ihren bereits bestehenden Berufsvorstellungen auseinandersetzen und prüfen, ob ihre Wünsche realistisch sind und welche Perspektiven sich jeweils genau eröffnen.


Begleitseminar zur Vorlesung »Einführung in die Mediengeschichte und Medientheorie« (WS 2012/13)

Das Begleitseminar dient der theoretischen und historischen Vertiefung der in der Vorlesung behandelten Fragestellungen und kann deshalb nur von Studierenden besucht werden, die auch an der Vorlesung teilnehmen. Im Zentrum steht die gemeinsame Lektüre und Diskussion zentraler in der Vorlesung behandelter Texte. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Beiträge, welche in der Vorlesung nicht zur Sprache kommen können, deren Relevanz für das in der Vorlesung behandelte Thema jedoch offenkundig ist, zur Diskussion zu stellen. Vorgesehen sind Referate zu den jeweils behandelten Texten sowie vertiefende Diskussionen.


Proseminar: Die Vision vom Himmlischen Jerusalem in der Europäischen Kulturgeschichte (SS 2013)

Das Proseminar beschäftigt sich mit der Rezeption der biblischen Vision vom Himmlischen Jerusalem (Off. 21) in der Europäischen Kulturgeschichte.

Das himmlische Jerusalem, das nach dem Untergang der alten Welt in Erscheinung treten soll, ist Gottes neue Schöpfung. Neue Daseinsbedingungen herrschen hier: Es gibt weder Sonne noch Mond, sondern die direkte, lichthafte Gegenwart Gottes und die Farben von Gold, Perlen und 12 Edelsteinen kennzeichnen die neue Welt, das endzeitliche Gegenbild zum Paradies. Aus allen Teilen der Welt sollen die Menschen am Ende der Zeiten durch 12 Tore in eine Welt des Friedens kommen, in der jegliches Leid überwunden ist.

Die Vorstellung vom Himmlischen Jerusalem hat das Denken im christlichen Abendland maßgeblich beeinflusst. Mit ihrer Licht-, Farb- und Zahlensymbolik ist sie von größter Bedeutung für die europäische Architektur, Kunst und Literatur geworden, überdies hat sie sich zu einem wichtigen Bestandteil von Eschatologie-, Apokalypse- und Geschichtsvorstellungen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit entwickelt. Das Himmlische Jerusalem wird in dieser Zeit als die wahre »Heimat« des Menschen begriffen. Den Weg dorthin zu finden, eine geistige »Pilgerfahrt« zu unternehmen, dies ist ein zentraler Gedanke in Mittelalter und Früher Neuzeit und vielfältige Konzepte sind dazu erarbeitet worden: wissenschaftliche und philosophische, magische und hermetische Konzepte, insbesondere aber auch spezielle Tugend-Wege. Von hoher Relevanz für das Mittelalter sind hier die Dichtungen »Vom himmlischen Jerusalem« (12. Jh.) aus der Steiermark und die »Pilgerfahrt ins himmlische Jerusalem« des Franzosen Guillaume de Degulleville (14. Jh.). Wichtig für die Frühe Neuzeit ist die »Pilgerreise zur seligen Ewigkeit« des britischen Schriftstellers John Bunyan (1678), die bis heute zu den bedeutendsten Werken der christlichen englischen Literatur zählt.

In der Frühen Neuzeit ist die Vision vom Himmlischen Jerusalem für alle Religionsparteien ein wichtiges Glaubenselement. Doch auch viele Gelehrte, z.B. Matthäus Meyfart, Graf von Zinzendorf, Leonard Christoph Sturm beschäftigen sich mit der Vorstellung. Eine zentrale Stelle nimmt sie nun auch als Utopie ein. Zahlreiche Bezüge lassen sich zu Thomas Morus »Utopia« (1516), Johann Valentin Andreaes »Christianopolis« (1619), und der »Civitas Solis« (1623) Tommaso Campanellas feststellen. Überdies wird nun auch versucht das Himmlische Jerusalem real auf Erden umzusetzen. Die Verwandlung von Florenz in eine christliche Republik unter Giramolo Savonarola (1494) und das Königreich der Wiedertäufer in Münster unter Jan von Leiden sind hierfür Beispiele (1534). Anhand ausgewählter Text- und Bildzeugnisse, werden wir uns im Seminar umfassend mit der Vorstellung vom himmlischen Jerusalem in Mittelalter und Früher Neuzeit beschäftigen und die Thematik mit einem Ausblick auf die Moderne abschließen.

Lit.: Konrad, R., Das himmlische und das irdische Jerusalem im mittelalterlichen Denken, in: Speculum historiale, FS für J. Spörl (1963), S. 523–540; Otto Böcher: Das himmlische Jerusalem – Zur Wirkungsgeschichte, in: Werner Zwickel: Edelsteine in der Bibel. Mainz 2002, S. 78–89; Claus Bernet: »Gebaute Apokalypse«. Die Utopie des Himmlischen Jerusalem in der Frühen Neuzeit. Mainz: von Zabern 2007.(= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz, Band 215: Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte); Ingvild Richardsen: Edelsteinallegorese. Farbe als religiöser Zeichenwert in der Dichtung ›Vom Himmlischen Jerusalem‹ der Vorauer Handschrift (12. Jh.). In: Farbe im Mittelalter. Materialität – Medialität – Semantik. Akten des 13. Symposiums des Mediävistenverbandes, Hg. v. Ingrid Bennewitz und Andrea Schindler. Berlin 2011, S. 693–710.


Proseminar: Berufsfelder für Kulturhistoriker/innen: Museum, Fernsehen, Zeitschrift; einschließlich ganztägiger Exkursion (SS 2013)

Die Bedeutung eines spezifischen Wissens über unterschiedliche Kulturen und das Beherrschen einer systematischen Herangehensweise an kulturbezogene Fragestellungen wird von immer mehr Arbeitgebern in Medien, Wirtschaft, Politik und Bildungssektor erkannt, insbesondere angesichts einer kulturell ausdifferenzierten Gesellschaft. An Absolventen, die über spezielle Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügen, besteht steigender Bedarf, insbesondere dann, wenn zuverlässiges Wissen über fremde Kulturen, den Umgang mit Medien und die Generierung von Wissen gefragt ist. Dies macht Absolventen des Studiengangs Europäische Kulturwissenschaft potenziell zu gesuchten Experten, und zwar sowohl in akademischen als auch in praxisorientierten Berufsfeldern.

Wir werden uns mit dem Arbeitsbereich journalistischer Redaktionen (Kultur- und Wissenschaftsjournalismus in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet),dem Berufsfeld Museum, mit Kulturinstituten und Kulturstiftungen, Kulturmarketing und Kulturmanagement sowie mit möglichen Tätigkeiten im Wirtschaftsbereich und in Agenturen beschäftigen. Die Schwerpunkte des Seminars werden dabei entsprechend den spezifischen Interessen der jeweiligen Teilnehmer gesetzt. Diese sollen nicht nur Einblick in verschiedene Berufsfelder erhalten, sondern sich auch mit ihren bereits bestehenden Berufsvorstellungen auseinandersetzen und prüfen, ob ihre Wünsche realistisch sind und welche Perspektiven sich jeweils genau eröffnen.


Hauptseminar: Mittelalterliche Hermeneutik (SS 2014)

Die mittelalterliche Hermeneutik ist von immenser Bedeutung für das Verständnis mittelalterlicher und neuzeitlicher Literatur und Kultur. Nach herkömmlicher Auffassung ist die Hermeneutik, die (Kunst-) Fertigkeit des richtigen Verstehens und Auslegens von Texten. Die Hermeneutik des Mittelalters, die auf Augustinus beruht und zentrale Inhalte neuplatonischen Philosophierens verarbeitet, bildet bis zur systematischen Neurezeption der aristotelischen Philosophie ab der Wende zum 13. Jahrhundert den Kern des Nachdenkens über Bildung und Wissenschaft, über ethische Fragen, den Status des Menschen in der Welt und seine Kultur, Möglichkeiten und Grenzen der Erkenntnis sowie über das Verhältnis von Rationalität und Glauben.

Obgleich die Hermeneutik nicht als eigenständige Disziplin reflektiert wurde, durchdringt sie alle Wissensgebiete. Der Weltzugang ist ein hermeneutischer, insofern er darauf abzielt, die Erfahrungswirklichkeit auf eine geistig-geistliche Wirklichkeit hin auszulegen und von ihr her zu deuten. Die Geschichte des Verstehens von literarischen Texten im Mittelalter ist eng an das Verstehen und Auslegen biblischer Texte gebunden. In der Auseinandersetzung mit dem göttlichen Wort der Heiligen Schrift wurden alle hermeneutischen Fragen und Probleme verhandelt, die Geistes- und Kunstwissenschaften auch noch heute bewegen.

Im Mittelalter ging man von einer unendlichen Bedeutungsfülle der Offenbarung aus, die jedoch für Lehr- und Lernzwecke systematisch eingegrenzt werden musste (Lehre vom drei- oder vierfachen Schriftsinn). Die Schöpfung selbst sah man als materialisiertes Wort Gottes an, weshalb hermeneutische Verfahren auf die Betrachtung der Natur übertragen wurden.

Im Seminar werden wir uns mit dem mittelalterlichen Welt- und Naturverständnis, mit Geschichts- und Textdeutung, mit Denkformen wie Typologie, Allegorie, Allegorese und dem mehrfachen Schriftsinn beschäftigen und ausführlich die Relevanz für Literatur und Kunst behandeln.

Literatur: F. Ohly, Schriften zur mittelalterlichen Bedeutungsforschung, Darmstadt 1977; einführend hier: ›Vom geistigen Sinn des Wortes im Mittelalter‹, S. 1–31 H. Brinkmann, Mittelalterliche Hermeneutik, Darmstadt 1980; A. J. Gurjewitsch: Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen (1972), München 1980; F. Ohly: Typologie als Denkform der Geschichtsbetrachtung, in: Natur, Religion, Sprache, Universität. Universitätsvorträge 1982/83, Münster 1983, S. 68–102W. Haug: Die Zwerge auf den Schultern der Riesen. Epochales und typologisches Geschichtsdenken und das Problem der Interferenzen, in: Epochenschwelle und Epochenbewusstsein, München 1987; U. Eco: Kunst und Schönheit im Mittelalter, München 1993; G. E. Solbach: Die mittelalterliche Lehre vom Mikrokosmos und Makrokosmos. Hamburg 1995; K. Gloy / M. Bachmann: Das Analogiedenken. Vorstöße in ein neues Gebiet der Rationalitätsheorie. Frankfurt 2000; P. Dilg (Hg.): Natur im Mittelalter. Berlin 2003.


Begleitseminar: Europa. Idee und Geschichte eines Kulturraums (SS 2014)

Das Seminar stellt den Versuch dar, den Teilnehmerinnen »Europa« als kulturelle Einheit näher zu bringen. Es soll deutlich werden, dass ungeachtet der Europa kennzeichenden Heterogenität und historischen Variabilität Europa dennoch einen Zusammenhang bildet, der seine Ursache in der Geschichte und Kultur Europas hat.

Fragestellungen der überblicksvorlesung werden hier vertieft. Im Zentrum steht die Lektüre und Diskussion von Texten, in denen zahlreiche, verschiedene für Europa relevante und heute besonders aktuelle Aspekte und Fragestellungen abgehandelt werden.


Blockseminar: Berufswerkstatt (SS 2014)

Die Bedeutung eines spezifischen Wissens über unterschiedliche Kulturen und das Beherrschen einer systematischen Herangehensweise an kulturbezogene Fragestellungen wird von immer mehr Arbeitgebern in Medien, Wirtschaft, Politik und Bildungssektor erkannt, insbesondere angesichts einer kulturell ausdifferenzierten Gesellschaft. An Absolventen, die über spezielle Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügen, besteht steigender Bedarf, insbesondere dann, wenn zuverlässiges Wissen über fremde Kulturen, den Umgang mit Medien und die Generierung von Wissen gefragt ist. Dies macht Absolventen des Studiengangs Europäische Kulturwissenschaft potenziell zu gesuchten Experten, und zwar sowohl in akademischen als auch in praxisorientierten Berufsfeldern.

Wir werden uns mit dem Arbeitsbereich journalistischer Redaktionen (Kultur- und Wissenschaftsjournalismus in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet),dem Berufsfeld Museum, mit Kulturinstituten und Kulturstiftungen, Kulturmarketing und Kulturmanagement sowie mit möglichen Tätigkeiten im Wirtschaftsbereich und in Agenturen beschäftigen. Die Schwerpunkte des Seminars werden dabei entsprechend den spezifischen Interessen der jeweiligen Teilnehmer gesetzt. Diese sollen nicht nur Einblick in verschiedene Berufsfelder erhalten, sondern sich auch mit ihren bereits bestehenden Berufsvorstellungen auseinandersetzen und prüfen, ob ihre Wünsche realistisch sind und welche Perspektiven sich jeweils genau eröffnen.


Hauptseminar: Medienethik (WS 2014/15)

In modernen und demokratischen Gesellschaften spielen die Massenmedien eine entscheidende Rolle. An sie sind nicht nur gesellschaftliche Erwartungen geknüpft, sondern auch rechtliche Vorgaben. Ob und wie diese Ideale eingehalten werden, hängt mit der Beschaffenheit der verschiedenen Medien zusammen und wird auch unter dem Begriff der Medienethik verhandelt.

Angesichts der rasanten technischen Entwicklung im Medienbereich ergeben sich viele neue Handlungsmöglichkeiten und mit ihnen Bewertungsprobleme, für welche keine ausreichenden Kriterien bereitstehen. So wird im Zuge von Eskapaden, Kampagnen und Skandalen in Talkshows, Reality-TV und im Internet häufig ein allgemeiner Werteverfall beklagt, der in Zusammenhang mit den medialen Entwicklungen gesehen wird. Fernsehsendungen wie Big Brother oder auch das Dschungelcamp führen immer wieder zu Debatten, auch über die ethischen Prinzipien der Medienmacher. Insgesamt stellt sich die Frage, wie es um moralische Urteile, individuelle Freiheiten und das öffentliche Bewusstsein im Medienbereich steht. Eine unbestechliche, überparteiliche Instanz, die darüber befindet, was moralisch erlaubt oder verboten ist, existiert nicht. Doch auch die Beeinflussung der Medien durch Politik und Gesellschaft ebenso auch die Steuerung von Verhalten und Handeln durch Medien, verlangt nach einer kritischen Auseinandersetzung und führt zur Frage nach der Verantwortung und der Kontrolle im Medienbereich.

Welche Forderungen werden im Rahmen einer Medienethik an Medien gestellt? Wer kontrolliert die Medien? Mit welchen zulässigen Methoden dürfen Informationen beschafft und wie weitgehend dürfen sie bearbeitet werden? Welches Vokabular ist angebracht? Wie weit darf ein Journalist in die Privatsphäre von Personen eindringen? Wie soll über Konflikte, Gewalt und Krieg berichtet werden? Inwiefern darf ein Journalist selber Gesetze brechen, um Informationen über illegale Aktivitäten zusammenzutragen? Diese Fragen stehen für die unterschiedlichen Themenkomplexe, die im Seminar anhand exemplarischer Fälle diskutiert werden sollen. Im Seminar sollen nicht nur bestehende Kriterienkataloge analysiert (Pressecodex, Menschenrechtscharta) sondern auch der Frage nachgegangen werden, ob der Zweck »die Mittel heiligt« und dabei auch Kampagnen/Skandale, die Schlagzeilen machten (Assange, Snowden, Wulff u.a.) in den Focus treten. Relevante Themen sind des weiteren Jugendschutz, Verbraucherschutz, Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt, Urheberrecht, Konzentrationsprozesse, Manipulation und Beeinflussung durch Medien und Werbung.

Unter Berücksichtigung der aktuellen Forschungsliteratur wird das Seminar sich mit der Ethik der Medien, der Ethik durch Medien und der Ethik in den Medien beschäftigen.

Literatur: Matthias Rath (Hg.): Medienethik und Medienwirkungsforschung. Wiesbaden 2000; Christian Drägert / Nikolaus Schneider (Hg.): Medienethik. Stuttgart, Zürich 2001; Rainer Leschke: Einführung in die Medienethik. München 2001; Frisierte Bilder, betrübter Augenschein. Medienethik zwischen Qualität und Quote. Berlin 2003; Clifford Christians u.a.: Media Ethics. 7. Aufl. Boston u.a. 2005 (EA 2001); Norbert Schneider / Rüdiger Funiok: Medienethik. Stuttgart 2007 (bitte anschaffen!); Joachim von Gottberg / Elisabeth Prommer (Hg.): Verlorene Werte? Medien und die Entwicklung von Ethik und Moral. Konstanz 2008; Perry Reisewitz (Hg.): Pressefreiheit unter Druck. Gefahren, Fälle, Hintergründe. Wiesbaden 2008; Christian Drägert / Nikolaus Schneider: Medienethik zwischen Freiheit und Verantwortung. Stuttgart 2001; Alexander Filipovic / Michael Jäckel u.a.: Medien- und Zivilgesellschaft. Weinheim, Basel 2012; Bernhard Pörksen / Hanne Dettl: Der entfesselte Skandal. Das Ende der Kontrolle im digitalen Zeitalter. Köln 2012.


Begleitseminar: Mediengeschichte und Medientheorie (WS 2014/15)

Das Begleitseminar dient der theoretischen und historischen Vertiefung der in der Vorlesung behandelten Fragestellungen und kann deshalb nur von Studierenden besucht werden, die auch an der Vorlesung teilnehmen. Im Zentrum steht die gemeinsame Lektüre und Diskussion zentraler in der Vorlesung behandelter Texte. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Beiträge, welche in der Vorlesung nicht zur Sprache kommen können, deren Relevanz für das in der Vorlesung behandelte Thema jedoch offenkundig ist, zur Diskussion zu stellen. Vorgesehen sind Referate zu den jeweils behandelten Texten sowie vertiefende Diskussionen.

Die zu lesenden Texte werden in Form eines elektronischen Readers zur Verfügung gestellt.


Hauptseminar: Literaturkanon, Kanonbildung und literarische Wertung, Genderaspekte (SS 2015)

Eine alte tradierte Vorstellung ist, dass ein Kanon über alle Zeiten hinweg und für alle Zeit gelten soll, oft mit dem Argument in den dazugehörigen Werken spiegelten sich überzeitliche Werte, die in anthropologischen Konstanten begründet und in den Werken repräsentiert seien. Gegen diese Auffassung ist in jüngster Zeit von verschiedenen Seiten Einspruch erhoben worden: Der Blick auf die Geschichte das Kanons zeigt: Er ist durch und durch geschichtlich und veränderlich. Die Frage nach welchen Mechanismen oder Kriterien sich die Kanonbildung vollzieht, ist in der Kanontheorie umstritten. Widerlegt ist die Auffassung, dass sich in einem Literaturkanon Texte allein wegen ihrer angeblich zeitlosen literarischen Qualitäten durchsetzen. Dagegen sprechen auch die Verläufe der De- und Rekanonisierung.

Kanones werden heute als historisch und kulturell variable Ergebnisse komplexer Selektions- und Deutungsprozesse betrachtet, die Kanonisierungsinstanzen (Schule, Universität, Literaturvermittler etc.) zuzuschreiben sind und in denen inner- und außerliterarische Faktoren – nicht zuletzt politische Machtverhältnisse ebenso wie Geschlechterdifferenz und tradierte Geschlechterbilder – zusammenwirken. Ob diese Prozesse eher intentional, z.B. als Durchsetzung von Machtinteressen verstanden werden müssen, oder eher im Sinne von invisible hand-Phänomenen, ist ebenfalls umstritten. In allen Philologien, die Komparatistik eingeschlossen, ist der Literaturkanon seit einigen Jahrzehnten das Thema einer Kontroverse. Gefordert wird immer wieder, dass auch bisher vernachlässigte Bereiche der literarischen Produktion zu ihrem Recht kommen sollen, darunter auch die Dichtung von Frauen. Tatsache ist, dass es gegenwärtig nicht nur in Deutschland ein genau umgrenztes Korpus von mehr oder weniger hoch kanonisierten literarischen Autoren und Texten gibt und dass die Zahl der Autorinnen, die dazu gehören, nicht sehr groß ist und zur Vergangenheit hin immer stärker abnimmt. Dementsprechend wurde der Literaturkanon auch insbesondere im Kontext feministischer Forschung seit den 1980er Jahren und nachfolgend auch aus Sicht postkolonialer Literaturforschung in Frage gestellt.

Den Wandel und die Kontinuität der Texte und Autoren zu betrachten, die in den literarischen Kanon Eingang gefunden haben oder nicht, und den dahinterstehenden Wertungen, die zu den jeweiligen Entscheidungen geführt haben, nachzugehen, ist eine Aufgabe, der sich die Literatur- und Kulturwissenschaft nicht entziehen kann.

Das Seminar wird in den aktuellen Forschungsstand der zusammenhängenden Bereiche Literatur­kanon/Kanonisierung und literarische Wertung einführen. Einen Schwerpunkt des Seminars bilden u.a. auch Genderaspekte. Literarische Texte verschiedener Autoren/Autorinnen aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert werden in die Diskussion des Seminars integriert.

Literatur: Renate v. Heydebrand / Simone Winko: Einführung in die Wertung von Literatur. Systematik, Geschichte, Legitimation. Paderborn 1996; Rainer Rosenberg: »Kanon«. In: Harald Fricke (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. Band 2. Berlin 2000. S. 224–227; Annette Keck / Manuela Günter: Weibliche Autorschaft und Literaturgeschichte: Ein Forschungsbericht, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 26, Heft 2, 2001, S. 201–233; Simone Winko / Renate v. Heydebrand: Gender und der Kanon der Literatur. Ein problematisches Verhältnis im Überblick. In: Hadumod Bußmann / Renate Hof (Hg.): Genus. Gender studies in den Kultur- und Sozialwissenschaften (Neuausgabe). Stuttgart 2005. (Neufassung des Aufsatzes von 1995); Lothar Ehrlich / Judith Schildt / Benjamin Specht: Die Bildung des Kanons. Textuelle Faktoren – kulturelle Faktoren – ethische Praxis. Köln et. al. 2007; Jürgen Struger (Hg.): Der Kanon. Perspektiven, Erweiterungen und Revisionen. 2008; Matthias Beilein / Claudia Stockinger / Simone Winko: Kanon. Wertung und Vermittlung. Literatur in der Wissensgesellschaft. Berlin 2012; Ina Karg / Barbara Jessen (Hg.): Kanon und Literaturgeschichte. Facetten einer Diskussion. Frankfurt a.M. et. al. 2014.


Berufswerkstatt 1 und 2 (SS 2015)

Die Bedeutung eines spezifischen Wissens über unterschiedliche Kulturen und das Beherrschen einer systematischen Herangehensweise an kulturbezogene Fragestellungen wird von immer mehr Arbeitgebern in Medien, Wirtschaft, Politik und Bildungssektor erkannt, insbesondere angesichts einer kulturell ausdifferenzierten Gesellschaft. An Absolventen, die über spezielle Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügen, besteht steigender Bedarf, insbesondere dann, wenn zuverlässiges Wissen über fremde Kulturen, den Umgang mit Medien und die Generierung von Wissen gefragt ist. Dies macht Absolventen des Studiengangs Europäische Kulturwissenschaft potenziell zu gesuchten Experten, und zwar sowohl in akademischen als auch in praxisorientierten Berufsfeldern.

Wir werden uns mit dem Arbeitsbereich journalistischer Redaktionen (Kultur- und Wissenschaftsjournalismus in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet), dem Berufsfeld Museum, mit Kulturinstituten und Kulturstiftungen, Kulturmarketing und Kulturmanagement sowie mit möglichen Tätigkeiten im Wirtschaftsbereich und in Agenturen beschäftigen. Die Schwerpunkte des Seminars werden dabei entsprechend den spezifischen Interessen der jeweiligen Teilnehmer gesetzt. Diese sollen nicht nur Einblick in verschiedene Berufsfelder erhalten, sondern sich auch mit ihren bereits bestehenden Berufsvorstellungen auseinandersetzen und prüfen, ob ihre Wünsche realistisch sind und welche Perspektiven sich jeweils genau eröffnen.

Exkursionen zum Rundfunk und Fernsehen sind vorgesehen.


Hauptseminar: Vergessene Schriftstellerinnen und Schriftsteller und die literarische Kommunikationskultur in Europa um 1900. Paris, Berlin, München, Wien. Netzwerke, Autorenzirkel und literarische Salons (WS 2015/16)

Wir beginnen unsere Reise in Paris, dem kulturellen Zentrum des 19. Jahrhunderts. Als bereits etabliertes Kunstzentrum zieht es Künstler aus ganz Europa und Übersee an. Hier vermischen sich aufs stärkste die verschiedenen Strömungen: Symbolismus, Realismus, Naturalismus. Wichtige Namen sind Baudelaire, Mallarmé, Rimbaud, Zola, Flaubert. Die Symbolisten und Realisten haben große Strahlkraft auf Schriftsteller und Künstler in anderen bedeutenden kulturellen und literarischen Zentren, denen wir uns zuwenden werden, wie z.B. auf das seinerzeitige Berlin (Bohème, das Überbrettl, Friedensthaler Kreis etc.), München (George, Rilke, Bahr, Hauptmann etc.) und Wien (Hoffmansthal, Schnitzler, Klimt, Mahler, Werfel, Kokoschka). Sie alle erhoffen sich eine Aufbruchsbewegung in der Kunst und durch die Kunst. Mobilität und der direkte persönliche Kontakt zwischen den kulturellen Zentren spielen dabei eine große Rolle. Ins Blickfeld treten werden in diesem Zusammenhang auch die Raumtheorie von Bruno Latour, Netzwerk- sowie Kulturtransfertheorien und der Ansatz der Transkulturalität von Werner und Espagne.

Der heute bekannten These von der Intertextualität aller literarischen Texte kann nicht nur auf einer rein textuellen Ebene nachgegangen werden. Besonders die historische, soziale, kulturelle und politische Dimension von Intertextualität, ja Intermedialität stellt ein Untersuchungsfeld dar, dem die Kulturwissenschaften besondere Aufmerksamkeit schenken.


Berufswerkstatt (SS 2016)

Die Bedeutung eines spezifischen Wissens über unterschiedliche Kulturen und das Beherrschen einer systematischen Herangehensweise an kulturbezogene Fragestellungen wird von immer mehr Arbeitgebern in Medien, Wirtschaft, Politik und Bildungssektor erkannt, insbesondere angesichts einer kulturell ausdifferenzierten Gesellschaft. An Absolventen, die über spezielle Kompetenzen auf diesem Gebiet verfügen, besteht steigender Bedarf, insbesondere dann, wenn zuverlässiges Wissen über fremde Kulturen, den Umgang mit Medien und die Generierung von Wissen gefragt ist. Dies macht Absolventen des Studiengangs Europäische Kulturwissenschaft potenziell zu gesuchten Experten, und zwar sowohl in akademischen, als auch in praxisorientierten Berufsfeldern.

Wir werden uns mit dem Arbeitsbereich journalistischer Redaktionen (Kultur- und Wissenschaftsjournalismus in Print, Hörfunk, Fernsehen und Internet), dem Berufsfeld Museum, mit Kulturinstituten und Kulturstiftungen, Kulturmarketing und Kulturmanagement sowie mit möglichen Tätigkeiten im Wirtschaftsbereich und in Agenturen beschäftigen. Die Schwerpunkte des Seminars werden dabei entsprechend den spezifischen Interessen der jeweiligen Teilnehmer gesetzt. Diese sollen nicht nur Einblick in verschiedene Berufsfelder erhalten, sondern sich auch mit ihren bereits bestehenden Berufsvorstellungen auseinandersetzen und prüfen, ob ihre Wünsche realistisch sind und welche Perspektiven sich jeweils genau eröffnen.

Exkursionen zum Rundfunk und Fernsehen sind vorgesehen.